Forschungsförderung und NS-Verfolgungserfahrung: Die Deutschen Forschungsgemeinschaft und die jüdischen/"nichtarischen" Wissenschaftler (1920-1960) - abgeschlossen, erscheint 2016

Das Forschungsvorhaben wurde 2010-2014 von PD Dr. Karin Orth durchgeführt, angesiedelt am Historischen Seminar der Universität Freiburg, Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, Prof. Dr. Ulrich Herbert. Kooperationspartner: Prof. Dr. Rüdiger vom Bruch, Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin; gefördert durch die "Deutsche Forschungsgemeinschaft".

Das Buch erscheint 2016 im Wallstein-Verlag in Göttingen. Es analysiert erstmals systematisch den Umgang der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) - der größten und wichtigsten Einrichtung zur Förderung der Wissenschaft und Forschung in Deutschland - mit jüdischen bzw. als „nichtarisch" oder „jüdisch versippt" klassifizierten Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen von 1920 bis Anfang der 1960er Jahre. Zwei Untersuchungskomplexe stehen im Mittelpunkt: Erstens wird gefragt nach den Inklusion in das wissenschaftliche Feld gewährenden bzw. auf Exklusion aus dem deutschen Wissenschaftssystem zielenden Maßnahmen der DFG gegenüber Wissenschaftlern, die aus rassistischen Gründen als unerwünscht galten. Zweitens werden die Biografien der betroffenen Forscher selbst rekonstruiert und analysiert. Welche berufliche Positionen hatten die seit 1933 entlassenen Gelehrten eingenommen und in welchen wissenschaftspolitischen Gremien hatten sie sich engagiert, welche Auswirkungen hatte die nationalsozialistische Vertreibungspolitik auf ihre Biografien und ihre wissenschaftliche Tätigkeit, und kehrten sie nach Kriegsende nach Deutschland und in die DFG zurück? Drei, den politischen Zäsuren folgende Phasen sind zu unterscheiden: von der Gründung der DFG als „Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft" 1920 bis zur „Machtergreifung", von dieser bis Kriegsende und die Phase einer wie auch immer gearteten Vergangenheitspolitik der DFG von ihrer Wiedergründung 1949 bis Anfang der 1960er Jahre. Der Untersuchungszeitraum umfasst damit in etwa die Spanne der aktiven Berufstätigkeit der verfolgten Wissenschaftler. Die Ergebnisse haben über die Geschichte der Institution DFG hinausgreifende, das deutsche universitäre Wissenschaftssystem insgesamt charakterisierende Bedeutung. Denn die DFG wird untersucht als eine der wichtigsten Akteurinnen des wissenschaftlichen Feldes in Deutschland und als die zentrale Repräsentantin der deutschen Hochschulforschung.

Kontakt: karin.orth@geschichte.uni-freiburg.de