NS-Täterforschung (abgeschlossen)

Die Konzentrationslager gelten zu Recht als genuines Element des Nationalsozialismus, als besonders monströse Ausformung der nationalsozialistischen Verfolgungsinstanzen. Aufbau, Organisation und Aufrechterhaltung des KZ-Systems erforderten eine große Zahl von Menschen: Mehrere zehntausend SS-Leute dürften zwischen 1933 und 1945 in der einen oder anderen Form in den Konzentrationslagern Dienst getan haben. Wer waren diese Menschen, die den Terror ausübten? Welche Personen verübten die in den KZ begangenen Verbrechen? Wer organisierte und betrieb das direkte Morden?
Mit der Studie über die „Konzentrationslager-SS" wird eine verschworene Gruppe von Experten des Massenmordes beschrieben, die ihr Handeln bis zuletzt als „normal", gar „korrekt" ansah. Nach dem Krieg wurde viele - im Gegensatz zu anderen SS-Tätern - zur Rechenschaft gezogen und zum Tode oder zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, allerdings kaum von deutschen, sondern von alliierten und polnischen Gerichten.

Das Forschungsvorhaben wurde von 1994 bis 1997 an der „Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg" im Rahmen des von der Volkswagen-Stiftung geförderten Forschungsschwerpunktes „Weltanschauung und Diktatur: Perspektiven des NS-Regimes" durchgeführt.

Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Ulrich Herbert. Mitarbeiter/innen: Christoph Dieckmann, Karin Orth, Michael Wildt

Kontakt: karin.orth@geschichte.uni-freiburg.de

Publikationen Karin Orth (Auswahl):
Werdegang eines Massenmörders - die Biographie von Rudolf Höß, in: Jacek Andrzej Mlynarrczk/Jochen Böhler (Hg.): Der Judenmord in den eingegliederten polnischen Gebieten 1939-1945, Göttingen 2010, S. 251-275.
The concentration camp personnel, in: Jane Caplan/Nikolaus Wachsmann (Hg.): Concentration Camps in Nazi Germany. The New Histories, London, New York 2010, S. 44-57.
Experten des Terrors. Die Konzentrationslager-SS und die Shoah, in: Gerhard Paul (Hg.): Die Täter der Shoah. Fanatische Nationalsozialisten oder ganz normale Deutsche? (Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte, 2), Göttingen 2002, S. 93-108.
Die Konzentrationslager-SS. Sozialstrukturelle Analysen und Biographische Studien, Göttingen 2000 (Taschenbuchausgabe München 2004)
Erziehung zum Folterer? Das Beispiel des KZ-Kommandanten Max Pauly, in: Peter Burschel/Götz Distelrath/Sven Lembke (Hg.), Das Quälen des Körpers. Eine historische Anthropologie der Folter, Köln u.a. 2000, S. 237-256.
Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Eine politische Organisationsgeschichte, Hamburg 1999 (Taschenbuchausgabe Zürich/München 2002)
Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Entwicklung und Struktur, 2 Bde., Göttingen 1998, hg. zusammen mit Ulrich Herbert und Christoph Dieckmann (Taschenbuchausgabe Frankfurt/Main 2002)